Fragen und Antworten
Hier sind die wichtigsten Fragen rund um den Radentscheid Nürnberg gesammelt:
Das Fahrrad ist das Verkehrsmittel, mit dem man schnell und kostengünstig in Nürnberg unterwegs ist, besonders in der Innenstadt. Fahrräder sind das moderne urbane Transportmittel schlechthin: Sie produzieren kein Gramm C02, Feinstaub oder Stickoxide, sind sehr leise und brauchen deutlich weniger Platz als Autos. Radeln macht außerdem Spaß und man tut nebenbei noch etwas für seine Gesundheit – und die der anderen in Nürnberg. Außerdem stellt Radfahren eine wesentlich kleinere Gefahr für andere VerkehrsteilnehmerInnen dar als der motorisierte Verkehr. Wenn also künftig dank einer radfreundlichen Infrastruktur mehr Menschen auf das Fahrrad umsteigen, ist das gut für alle.
In Nürnberg ist Radinfrastruktur nur zum Teil vorhanden - und da wo es sie gibt, ist sie vielen Radfahrer*innen nicht sicher genug. Was viele nicht wissen: Die offizielle Regelbreite für Radwege beträgt zwei Meter! Das fordert auch der Radentscheid. Auch die Bauweise vieler Kreuzungen stellt eine erhebliche Gefahr für Radfahrende dar. Die sogenannten Abbiegeunfälle (Auto biegt rechts ab, Radfahrende*r fährt geradeaus) zählen zu den häufigsten Unfallursachen und ziehen meist schwere Verletzungen, wenn nicht sogar Todesfälle nach sich. Häufig spielt die Gestaltung der Kreuzung hier eine wichtige Rolle.
Neben der Sicherheit von Radwegen setzt sich der Radentscheid Nürnberg auch für Fahrradschnellwege für längere Strecken ein. Ein Teil der Pendlerinnen und Pendler kann so aufs Fahrrad umsteigen und den Berufsverkehr auf den Autostraßen reduzieren.
Die Bedingungen für Fahrradverkehr in Nürnberg sind weder der heutigen Menge an Radfahrenden angemessen, noch für eine zukunftsorientierte urbane Mobilität ausgelegt. Radwege sind teilweise vorhanden – jedoch gibt es kein zusammenhängendes Netz. Viele Radwege sind nur als Schutzstreifen auf die Straße gemalt, in schlechtem Zustand oder viel zu schmal. Radler*innen müssen sich den Weg oft mit Fußgängern, Bussen, Lastwagen und Autos teilen. Viele Radstreifen sind auch durch Falschparker oder Lieferverkehr blockiert. Dadurch wird das Radfahren langsam und sehr gefährlich. Viele Menschen, gerade Kinder, Ältere, oder gesundheitlich eingeschränkte Personen, trauen sich nicht, in Nürnberg Fahrrad zu fahren – gerade auch, wenn sie schon einmal negative Erfahrungen im Radverkehr gemacht haben. Ca. 60 Prozent der Menschen zählen zum Fahrrad-Nutzertyp “interessiert, aber besorgt” d.h. sie würden eigentlich gerne häufiger das Rad nutzen, haben aber ein hohes Sicherheitsbedürfnis. Diese Gruppe sollte Ziel der Radverkehrsplanung sein. Sie fühlt sich im motorisierten Verkehr jedoch unsicher und möchte eine physische Trennung.
Der Radentscheid setzt sich für eine Infrastruktur für alle Menschen und nicht nur für selbstbewusste Verkehrsteilnehmer ein, welche die Auseinandersetzung nicht scheuen.
Zurzeit wird nicht das Rad, sondern das Auto sehr stark bevorzugt. Der Radentscheid Nürnberg möchte dafür sorgen, dass das Fahrrad einen angemessenen Platz im Verkehrsraum der Stadt erhält, also sichere und schnelle Wege, auf denen alle Fahrrad fahren können. Aktuell stehen den 1.156 km Straßen in Nürnberg 305 km Radwege gegenüber (Stand 2018). Dieses Verhältnis (80/20) ist nicht mehr zeitgemäß und eine bis heute nachwirkende Folge der autozentrierten Stadtplanung aus den 1950er-Jahren. Um eine vollkommene Gleichberechtigung zu erreichen, müssten also 850 km Radwege gebaut werden. Auch um dem Modal Split (je Verkehrsmittel zurückgelegte Wege) gerecht zu werden (43% mit dem Kfz, 13% mit dem Rad), müsste mehr als ordentlich nachgelegt werden. Der Radentscheid fordert ab 2020 15 Kilometer neue Radwege pro Jahr. Dies ist keine Bevorzugung, sondern ein leistbarer Schritt in die richtige Richtung. Moderne Stadtplanung in einer wachsenden Stadt wie Nürnberg muss das Fahrrad als wichtiges Verkehrsmittel berücksichtigen und ein gutes separates Wegenetz zur Verfügung stellen. In den letzten zehn Jahren kamen in Nürnberg fast 34.000 neue Kraftfahrzeuge hinzu. Mit einem “weiter so” droht Nürnberg in den kommenden Jahren ein Verkehrskollaps, der alle, die auf das Auto angewiesen sind, am härtesten treffen wird.
Nürnbergs wunderschöne Altstadt mit den engen Gassen, dem Kopfsteinpflaster, der Burg und dem einzigartigen Stadtmauer-Ring ist mit dem Rad, dem öffentlichen Nahverkehr und zu Fuß am besten zugänglich. Gerade auch der Tourismus und der innerstädtische Einzelhandel würden sehr davon profitieren, wenn die Innenstadt ruhiger würde und die Aufenthaltsqualität (auch durch bessere Luft) steigt. Und mit weniger Autoverkehr würde in der Innenstadt auch mehr Raum für alle zur Verfügung stehen, der jetzt noch von parkenden Autos belegt wird. Zwar ist es auf Kopfsteinpflaster und auf dem Weg zur Burg manchmal ein bisschen anstrengend Rad zu fahren, aber prinzipiell wird der Einfluss der Topographie auf den Radverkehrsanteil oft überschätzt. Die letzte Radverkehrszählung hat ein steigendes Radverkehrsaufkommen ergeben. Durch die weiterhin steigenden Absatzzahlen von E-Bikes und Pedelecs, das erweiterte Angebot von Leihrädern und die neuen E-Roller wird der Bedarf an hierfür geeigneten Wegen wachsen. Weder der Burgberg noch Kopfsteinpflaster sind also ein generelles Hindernis fürs Radfahren und topographische Bedingungen kein Grund dafür, auf Infrastruktur für den Radverkehr zu verzichten.
Die Niederlande und Dänemark haben beide einen hohen Radverkehrsanteil. Manche behaupten, das läge daran, dass sie eine andere Mentalität hätten oder eine andere Beziehung zum Fahrrad als Transportmittel.
Das stimmt nicht: In beiden Ländern besitzen viele Menschen Autos. Auch die Niederländer und Dänen gehen zu Fuß und nutzen öffentliche Verkehrsmittel.
Die Niederländer und Dänen fahren nicht Rad, weil es ihr vorbestimmtes Schicksal ist oder weil das Gelände dort noch ein kleines bisschen flacher als im Nürnberger Stadtgebiet ist, sondern weil sie in Orten und Ländern wohnen, in denen die Straßen für das Radfahren umgebaut wurden, so dass es eine bequeme, sichere und naheliegende Möglichkeit geworden ist, mobil zu sein. Der Radentscheid möchte dabei nicht andere Städte oder Länder kopieren, sondern von ihren Entwicklungen lernen und für Nürnberg passende Maßnahmen umgesetzt bekommen. Der entscheidende Faktor für eine fahrradfreundliche Stadt ist hierbei vor allem der politische Wille, eine solche aktiv zu gestalten.
Viele zurückgelegte Strecken sind keine fünf Kilometer lang. Fast alle diese Strecken könnten also problemlos mit dem Fahrrad gefahren werden.
Das Fahrrad ist ein Massenverkehrsmittel für Jung und Alt, wie es auch Verantwortliche der Stadt Nürnberg z.B. jedes Jahr bei der Aktion Stadtradeln betonen. Es steht Menschen jeden Alters und jeden Einkommens zur Verfügung. Eine repräsentative Umweltbewusstseinsstudie des Bundesumweltministeriums aus dem Jahr 2014 zeigt: 82 Prozent der Deutschen möchten weniger Pkw-Verkehr in den Städten und wünschen sich, Ihre Ziele mit dem Fahrrad erreichen zu können.
Das Instrument des Bürgerbegehrens/ Bürgerentscheids fördert außerdem gerade die Vermeidung von Partikularinteressen, da eine Mehrheit der stimmberechtigten Nürnberger gewonnen werden muss. Mit der Umsetzung des Radentscheids werden zudem nicht nur die Interessen des Radverkehrs, sondern auch die des ÖPNV und des Fußverkehrs gestärkt. Zusammen machen diese Verkehrsarten rund 60 Prozent der zurückgelegten Wege in der Stadt aus.
Es geht beim Radentscheid Nürnberg auch nicht zuletzt um den Schutz von Gemeingütern wie Umwelt, Luft und Klima.
Die Beweislage aus den Niederlanden ist klar: Da, wo gute Infrastruktur zur Verfügung gestellt wird, wird sie von Menschen jeden Alters und fast jeden körperlichen Zustands genutzt. Es gibt eine Vielzahl von Radtypen, die Menschen mit körperlicher Einschränkung mobil machen. Einige Betroffene finden es einfacher, sich mit dem Rad fortzubewegen, als bestimmte Wege zu Fuß zurückzulegen. Gute Radwege sind also für alle da, werden von ganz unterschiedlichen Benutzern in Anspruch genommen und gewährleisten so Unabhängigkeit und Eigenständigkeit.
In Amsterdam oder Kopenhagen, wo die Bedingungen für den Radverkehr besser sind, findet man unter den Radfahrenden mehrheitlich Frauen, viele Kinder und Senioren. Auch für Lastenräder, die als Familienfahrzeug für Familien mit kleinen Kindern dienen, ist genügend Platz. Wir möchten also, dass das Radfahren in Nürnberg für alle möglich wird – unabhängig von Geschlecht, Alter und Kondition. Jeder sollte sich auf allen Wegen sicher fühlen.
Darüber hinaus bleibt die Infrastruktur für Kraftfahrzeuge und Menschen, die auf jene angewiesen sind nicht nur verfügbar, sondern wird - wenn mehr Menschen mit dem Rad fahren - benutzbarer.
Die Abschaffung der Benutzungspflicht zu schmaler oder gefährlicher Radwege war und ist folgerichtig. Es gibt viele Menschen, die Rad fahren möchten, sich jedoch bisher nicht trauen, da die Radwege oft unsicher, als Markierung an den Straßenrand gequetscht oder gar nicht vorhanden sind. Rund 60 Prozent der Menschen haben Untersuchungen zu Folge ein hohes Sicherheitsbedürfnis und fahren ungern auf der Straße Rad.
Ältere Menschen und Kinder beispielsweise könnten sorgloser Fahrrad fahren, wenn der Radentscheid Nürnberg erfolgreich ist und Nürnberg sichere und schnelle Fahrradwege bekommt. Beispiele in anderen Städten haben bereits gezeigt, dass der Ausbau der Infrastruktur für Fahrradverkehr die Unfallzahlen deutlich reduziert und gleichzeitig zu einer Zunahme des Radverkehrs führt. Deswegen wollen wir hier ansetzen und so mehr Menschen sicheres Fahrradfahren ermöglichen.
Menschen, die bereits das Vertrauen haben, mit dem Fahrrad auf vielbefahrenen Straßen gemeinsam mit Autos, Lieferwagen und Lkw zu fahren, könnten Busspuren geeignet zum Radfahren finden. Für diese Menschen bieten Busspuren einige Vorteile gegenüber einer allgemeinen Fahrspur.
Aber für die überwiegende Mehrheit ist es äußerst unangenehm, die Fahrspur mit großen Fahrzeugen wie Bussen zu teilen. Darüber hinaus sind Busse aufgrund ihrer Größe und Masse eine echte Gefahr, wie auch einige Unfallhergänge in der Vergangenheit belegen.
Außerdem ist der Start-Stopp-Charakter von Busfahrten nicht kompatibel zur konstanten Geschwindigkeit des Radverkehrs. Das führt zum ewigen Katz-und-Maus-Spiel, in dem Radfahrende den Bus an den Haltestellen überholen, um dann zwischen den Haltestellen wieder vom Bus überholt zu werden. Mit anderen Worten: Busse behindern den Radverkehr und umgekehrt.
Was viele nicht wissen: In Nürnberg ist das auf vielen Straßen erlaubt. Und zwar, weil der Gesetzgeber erkannt hat, dass Fahren auf der Straße oft sicherer ist als auf Radwegen, die von schlechter Qualität (zu schmal, holprig, oft unterbrochen) sind und für die flächendeckende Radwegbenutzungspflicht bereits 1997 abgeschafft wurde.
Der Radentscheid möchte jedoch, dass die Radwege in Nürnberg - soweit möglich - von der Autofahrbahn getrennt und sicher zu befahren sind. Dann können und werden alle Radfahrenden - auch ganz ohne Benutzungspflicht - gerne auf dem Radweg fahren. Denn wenn es gute Radwege gibt, fährt praktisch niemand mit dem Fahrrad auf der Straße. Leider sind hier, wie auch an anderen Stellen in Nürnberg, sehr viele Radwege in schlechtem Zustand und gefährlich zu befahren. Das liegt an Schäden, schlechtem Belag, fehlender Trennung vom Fußweg und schlechten Sichtbeziehungen zum Autoverkehr. Deswegen nehmen viele Radfahrer das kleinere Übel in Kauf und fahren auf der Straße – vor allem, wenn sie rasch vorankommen möchten. Konflikte sind hier jedoch häufig vorprogrammiert.
Die Straßenbenutzung trotz Radweg ist also ein Argument dafür, gute Radinfrastruktur zu bauen. Alle Leute können sie dann sicher und schnell benutzen und müssen keinen Umweg in Kauf nehmen. Gut gestaltete Radwege bedürfen keiner Benutzungspflicht, denn sie werden gerne benutzt.
Die Nutzung des Fahrrads liegt Studien zu Folge im Sommer etwa vier Prozentpunkte über dem Jahresdurchschnitt. Dieser nicht allzu hohe Wert bestätigt sich, wenn man mit offenen Augen durch Nürnberg geht und die auch im Winter zahlreichen Radfahrenden sieht.
Niederländer und Dänen erleben ständig kalte Winter, aber ein gutes Management der Straßen – einschließlich des Winterdienstes der Hauptradwege – sorgt dafür, dass für die meisten das Radfahren auch im Winter praktikabel bleibt. Die Menschen gehen dort immer noch zu Fuß, auch wenn das Wetter regnerisch, kalt oder heiß ist – und sie fahren dann auch noch mit dem Fahrrad. Auch vermeintlich ungeeignetes Wetter ist also keineswegs ein Argument gegen mehr Engagement für den Radverkehr.
Für die Sicherheit im Straßenverkehr ist es wichtig, dass sich alle an die gemeinsamen Regeln halten. Leider verletzen einige Menschen die Verkehrsregeln – dazu gehören Autofahrer, Fußgänger und Radfahrer gleichermaßen. Unter den Radfahrern in Nürnberg finden sich rücksichtsvolle und weniger rücksichtsvolle Zeitgenossen – wie bei allen anderen Gruppen auch. Eine Idee, mit der andere Städte bereits gute Erfahrungen gemacht haben, sind mehr Polizisten, die mit dem Fahrrad unterwegs sind. Sie sollen dafür sorgen, dass Radfahrer nicht die Gehwege befahren und Autofahrer die Radwege nicht zuparken. Wenn Radfahrer dann tatsächlich über ein gutes und komfortables Netz verfügen, kann niemand mehr sein Verhalten dadurch rechtfertigen, dass er bei der Verkehrsplanung nicht mitberücksichtigt wurde. Eine zweckmäßige Infrastruktur, konzipiert mit der Idee des Fahrrads als gleichwertiges Verkehrsmittel macht Regelverletzungen durch Radfahrende weniger interessant oder nötig.
Solche Regelverletzungen sind von allen Verkehrsteilnehmern noch viel zu oft der Fall – etwas, das wir keinesfalls bestärken wollen!
Obwohl es die Fahrt zwischenzeitlich verlangsamt, wenn man mit dem Auto hinter einem Radfahrer fährt, ist es unwahrscheinlich, dass dies am Ende die Fahrzeit verlängert. Staus werden durch den Autoverkehr verursacht, insbesondere durch die Warteschlangen an Kreuzungen.
Tatsächlich würde die Umverteilung von Platz auf den Straßen zugunsten des Radverkehrs die Straßen effizienter für den Transport von Menschen machen. Eine typische Kraftfahrzeug-Fahrspur kann rund 2.000 Personen pro Stunde transportieren. Auf derselben Fläche – diesmal als Fahrradinfrastruktur – könnten rund 10.000 Personen pro Stunde befördert werden.
Der Autoverkehr wird durch die geplanten Maßnahmen nicht nur fließender, sondern auch entspannter, da durch getrennte Bereiche wesentlich weniger Konflikte entstehen. Best-Practice-Beispiele wie Kopenhagen oder die Niederlande zeigen, dass ein starker Radverkehr, der größtenteils getrennt vom motorisierten Verkehr geführt wird, die Grundlage eines effizienten Verkehrssystems ist und ein entspannteres Miteinander ermöglicht.
Das Gegenteil ist der Fall: Eine gut ausgebaute Radinfrastruktur entschärft die Konflikte zwischen Autofahrern, Fußgängern und Radfahrern.
Im Endeffekt möchten alle - entsprechend ihrer Bedürfnisse - schnell, komfortabel, sicher, günstig, gesund, und möglichst umweltfreundlich an ihr Ziel gelangen. Das Rad sollte dabei eine Option für jeden sein, auch für Kinder und Senioren. Mithilfe der räumlichen Trennung von Autofahrbahn und Radwegen, sowie einsehbaren Kreuzungen werden Konflikte zwischen motorisiertem Verkehr und Radverkehr reduziert. Auch Autofahrer profitieren vom Radentscheid Nürnberg, wenn sie keine Angst mehr haben müssen, Radfahrer zu übersehen und im schlimmsten Fall zu überfahren.
Natürlich können nicht alle Fahrten mit dem Fahrrad gemacht werden. Viele Wege, für die im Moment noch andere Transportmitteln genutzt werden, könnten – mit der richtigen Infrastruktur – aber ganz einfach mit dem Rad zurückgelegt werden.
Der Radentscheid sorgt für schnelle und sichere Wegverbindungen, sichere Abstellplätze und somit für attraktive Alltagswege.
Alle Verkehrsmittel sollen ihren Platz haben in Nürnberg, denn es gibt unterschiedliche Gründe für die individuelle Wahl jedes Einzelnen. Aber ÖPNV, Fahrrad und Fußverkehr fördern das Wohl aller Menschen in der Stadt: Sie schonen die Umwelt, sorgen für bessere Luft, weniger Lärm und beleben den öffentlichen Raum. So wird die Stadt lebenswerter, sicherer, ruhiger und gesünder. Das ist im Interesse aller Bürgerinnen und Bürger.
Während die meisten Langstrecken sicher weiter mit U-Bahn, Straßenbahn, Bus, Auto oder Zug zurückgelegt werden, gibt es bei der großen Mehrheit der Fahrten, den Kurzstrecken, noch viel Spielraum fürs Rad.
Für das Transportieren von sehr großen, schweren oder sperrigen Gegenständen sind LKW oder Umzugstransporter sicherlich die geeignete Wahl.
Wenn es aber um den Wocheneinkauf oder einen Ausflug zum Baumarkt für die neue Gartensaison gibt, bieten (E-)Lastenräder eine attraktive Alternative. In Nürnberg gibt es bereits verschiedene Anlaufstationen, bei denen man Lastenräder ausleihen kann, auch um dieses Transportmittel einfach mal auszuprobieren. Auch die Stadt Nürnberg hat das Potenzial von Lastenrädern erkannt und 2019 erstmals private Anschaffungen von Lastenrädern gefördert, um so den Autoverkehr zu reduzieren und neue Formen der Mobilität in die Stadt zu holen. Aufgrund der großen Nachfrage und des Erfolgs der Aktion wird der Fördertopf voraussichtlich erneut bewilligt.
Auch für den wachsenden Lieferverkehr aufgrund des boomenden Online-Handels werden neue Lösungen gesucht: Um die Straßen von in der zweiten Reihe parkenden Lieferfahrzeugen zu entlasten, werden aktuell neue Konzepte mit Mikro-Depots und speziellen, hoch leistungsfähigen Cargo-Bikes von der TU Nürnberg und der Industrie- und Handelskammer Nürnberg entwickelt.
Der Radentscheid Nürnberg richtet sich nicht gegen den Autoverkehr, sondern möchte die Probleme und Konflikte im Verkehr entschärfen. Die Zahl der Radfahrer in Nürnberg steigt stark an – und das ist auch gut für die Autofahrer.
Das Ziel ist es, eine Infrastruktur zu schaffen, die zum Radfahren einlädt. Es ist erwiesen, dass mit der passenden Infrastruktur auch die Nutzung eines Verkehrsmittels steigt. Als Konsequenz einer guten Fahrradinfrastruktur werden also weniger Wege mit dem Auto zurückgelegt. Damit trägt die Förderung des Fahrrads sogar zum flüssigeren Autoverkehr bei.
Der Platz in der Stadt ist begrenzt und sollte möglichst sinnvoll genutzt werden.
Der Wegfall von Parkplätzen im öffentlichen Raum lässt sich nicht vermeiden. Der begrenzte Platz in der Stadt kann den steigenden Auto- und Parkverkehr nicht aufnehmen. Nürnberg verzeichnet in den vergangenen zehn Jahren fast 34.000 neue Fahrzeuge, ein “weiter so” in der Verkehrsplanung wird am meisten die Autofahrer betreffen, welche immer schlechter durch die Stadt kommen werden. Auf der gleichen Fläche, die ein parkendes Auto benötigt, finden acht bis zehn Fahrräder Platz. Das bedeutet: Mehr Fahrradverkehr schafft Platz, der allen zugute kommt. Immer mehr Haushalte innerhalb des Mittleren Rings (B4R) verfügen schon heute über kein eigenes Auto (im Mittel 0,6 Autos pro Einwohner), weil sie mit anderen Verkehrsmitteln schneller in der Stadt unterwegs sind - ohne Staus und lästige Parkplatzsuche. Und noch mehr Menschen könnten möglicherweise auf ein eigenes Auto verzichten, wenn es bessere Fahrradwege gäbe. Ein einfacher Zugang zu Carsharing-Fahrzeuge kann außerdem den Verzicht auf das eigene Auto erleichtern. Auch so wird das Parkplatzproblem entschärft.
Fahrräder gehören nicht auf den Gehweg, sondern auf den Radweg. Tatsächlich fahren Fahrradfahrer manchmal auch auf dem Gehweg - vor allem dort, wo ein Radweg nicht vorhanden, in schlechtem Zustand oder - in Nürnberg eher die Regel - zugeparkt ist. Das entschuldigt dieses Verhalten nicht, begründet es aber zumindest. Regelverstöße werden von allen Verkehrsteilnehmer*innen aktuell leider noch viel zu oft begangen – etwas, wogegen wir uns strikt aussprechen! Eine angemessene Infrastruktur jedoch führt erwiesenermaßen zu mehr Regeltreue - auch unter den Radfahrenden.
Der Radentscheid fordert deshalb an vielbefahrenen Straßen klar getrennte, sichere und vom motorisierten Verkehr nicht befahrbare Wege und ist – auf Grund der Erfahrungen aus anderen Ländern – davon überzeugt, dass diese von den Radfahrenden dann auch gerne genutzt werden. So können Fußgänger wieder ungestört auf dem Gehweg unterwegs sein. Mehr Platz und Sicherheit für Fahrräder auf der Straße bedeuten mehr Platz und Sicherheit für Fußgänger*innen auf dem Gehweg. Im Übrigen beinhalten die Ziele des Radentscheid Nürnberg auch konkrete Maßnahmen zur Verbesserung der Sicherheit von Fußgänger*innen.
Wir beneiden nicht die Fahrer des Liefer- und Wirtschaftsverkehrs in Nürnberg. Es gibt großen Zeitdruck, aber kaum geeignete Haltemöglichkeiten. Deswegen parken viele Fahrer auf dem Fahrrad- oder Fußweg. Dies ist eine große Gefahrenquelle und es ist unverantwortlich, dass dieses Thema von Politik, Verwaltung und Polizei bisher in der Praxis ignoriert wird.
Die Einrichtung und Freihaltung von Lieferzonen, die der Radentscheid Nürnberg explizit für die zu schaffenden Fahrradstraßen fordert, erleichtern den dortigen Lieferverkehr, auf den viele dringend angewiesen sind.
Die Politik ist gefordert, verbindliche Standards für alle Straßen zu setzen. Mittlerweile gibt es einige Unternehmen auch in deutschen Städten, die auf Lieferverkehr mit Lastenrädern setzen. Dies ist eine sehr sinnvolle, da umweltfreundliche, ökonomische und platzsparende Entwicklung, die durch unsere Maßnahmen gefördert würde. Es lässt sich noch einiges bewegen: Ungefähr die Hälfte des städtischen Lieferverkehrs könnte hinsichtlich Volumen und Entfernung problemlos auf Lastenräder verteilt werden.
Es ist darüber hinaus sehr gut möglich, Lieferfahrzeuge über einen gut geplanten Radweg kreuzen zu lassen. Ladebuchten werden außerhalb der Radwege angelegt, und zum Beliefern und Entsorgen wird der Radweg gequert. Das geschieht routiniert an allen Hauptstraßen in den Niederlanden und Dänemark. Und es klappt auch in Städten und Gemeinden anderer Länder, in denen die Radinfrastruktur verbessert wurde.
Außerdem zeigt die Realität: Fußgängerzonen erlauben nahezu keinen Autoverkehr, dennoch gelten sie als lebhafte Einkaufsstraßen und sind gut fürs Geschäft. Im Allgemeinen schaffen sie dies durch einige schlaue Maßnahmen: Lieferzeiten werden sinnvoll koordiniert, Geschäfte benutzen gemeinsame Lieferfahrzeuge, es werden kleinere Fahrzeuge – oder gar Lastenräder – eingesetzt oder die Belieferung geschieht außerhalb der Öffnungszeiten.
Radverkehr und ÖPNV gehören zusammen. Beide sind Teil des Umweltverbundes: Sie sind gut für die Umwelt, sparen Platz und ermöglichen eine lebenswerte Stadt. Und bessere Fahrradwege sowie gute Abstellmöglichkeiten an Bahnhöfen und Haltestellen vereinfachen es Pendlern enorm, mit Rad und ÖPNV zur Arbeit zu fahren. Eine neu zu schaffende Radinfrastruktur wird nicht zu Lasten des Umweltverbundes entstehen!
Einrichtungen für den Fahrradverkehr sind immer günstiger als gleichartige Einrichtungen für den Autoverkehr. Auf Grund der Bevorzugung für Autos in den vergangenen Jahrzehnten besteht jedoch ein Aufholbedarf für Radwege, weswegen jetzt ein Umsteuern erforderlich ist. Gute Radwege kosten Geld, und das ist auch in Ordnung: Wir gewinnen enorm an Lebensqualität und investieren in die Zukunft Nürnbergs. Das Rad belastet, anders als einige andere Transportmittel, nicht die Umwelt, produziert keine giftigen Abgase und verursacht keinen Lärm. Durch mehr Bewegung wird das Gesundheitssystem massiv entlastet. Hinzu kommt der Rückgang schwerer Verkehrsunfälle. Auch der Unterhalt von Fahrradwegen ist deutlich günstiger als der von Autostraßen. Langfristig wird also viel Geld gespart und ein volkswirtschaftlicher Nutzen erzielt. Laut einer 2016 veröffentlichten, europaweiten Studie bringt jeder, der regelmäßig mit dem Rad zur Arbeit oder zum Einkauf fährt, der Volkswirtschaft jährlich einen Nutzen von mehr als 1.000 Euro pro Kopf. Eine weitere Erhebung aus dem Jahr 2015 besagt, dass jeder mit dem Auto gefahrene Kilometer einen volkswirtschaftlichen Schaden von 17 Cent verursacht, jeder mit dem Fahrrad zurückgelegte Kilometer dagegen einen volkswirtschaftlichen Nutzen von 18 Cent.
Die Ziele des Radentscheids sind keine Luxusforderungen für die Fahrradstadt Nürnberg, sondern ein vernünftiger Kompromiss mit guten langfristigen Investitionen. Außerdem können, wo es ausreichend ist, viele praktikable Lösungen - wie z.B. Fahrradstraßen - schnell mit Pinsel und Farbe umgesetzt werden.
Die zusätzliche Schaffung von Krippenplätzen und dringend anstehende Schulhaussanierungen sind wichtige Aufgaben der Stadt Nürnberg. Es ist nicht das Ziel des Radentscheids, die Mittel hierfür zu blockieren.
Geld für Verkehrsplanung und entsprechende bauliche Maßnahmen wird in Nürnberg, wie in jeder anderen Stadt auch, jedes Jahr ausgegeben. Der Radentscheid fordert eine Umschichtung dieser Ausgaben zu Gunsten von Radverkehrsförderung und Radverkehrssicherheit. Noch 2018 betrug der jährliche Etat für Radwege und Radverkehr in Nürnberg 1,125 Mio. Euro. Das sind gerade mal 47 Cent pro Einwohner. Selbst der Nationale Radverkehrsplan 2020 (NRVP) der Bundesregierung empfiehlt, in Städten zwischen 6 und 15 Euro pro Einwohner für den Neubau, Erhalt und Betrieb von Radverkehrsanlagen aufzuwenden, weitere 1,5 bis 4,5 Euro für Abstellmöglichkeiten und andere Maßnahmen. Die Stadt Nürnberg hat hier also ein erhebliches Defizit aufzuarbeiten, weil sie dem Radverkehr lange Zeit nicht den nötigen Stellenwert beigemessen hat.
Mit dem Radentscheid wollen wir die Stadtverwaltung dazu drängen, das Thema Radverkehr und Radwegebau entschlossener anzugehen. Die Mittel zur Realisierung unserer Maßnahmen müssen dabei keineswegs rein aus dem städtischen Haushalt bereitgestellt werden. Nürnberg braucht moderne Schulen und genügend Kita-Plätze. Nürnberg braucht aber auch sichere Radwege, um dorthin zu kommen.
Straßen und andere Kfz-Infrastruktur wird aus dem allgemeinen Steuertopf gebaut, repariert und unterhalten. In den Topf zahlen Radfahrende in Deutschland zum Beispiel Einkommensteuer, Mehrwertsteuer und viele andere Steuerarten ein und finanzieren damit die Straßen. Die Abgaben auf Kraftstoffe, Fahrzeuge usw. werden wie andere Steuern auch für alles Mögliche verwendet. Selbst wenn diese „Auto-Steuern“ ausschließlich für die Straßen ausgegeben würden, könnten sie das riesige schwarze Loch für die gesellschaftlichen Kosten des motorisierten Verkehrs nicht füllen. Dazu zählen zum Beispiel die Schäden, die durch Umweltverschmutzung und Unfälle entstehen.
Mehr Radverkehr nützt jedem in der Gesellschaft, selbst denen, die nie mit dem Rad unterwegs sind. Mehr Menschen auf dem Fahrrad bedeuten weniger Autos und Staus, mehr Platz in Bussen, weniger Verschmutzung durch Abgase und eine gesündere Bevölkerung.
Die meisten Menschen, die Rad fahren, besitzen bzw. benutzen auch motorisierte Fahrzeuge (nur sehr wenige Menschen benutzen ein einziges Verkehrsmittel), bezahlen also auch die „Auto-Steuern“. Fahrradfahren verursacht außerdem so gut wie keine Straßenschäden, so dass weniger repariert werden muss.
Niemand erwartet von Menschen, die zu Fuß unterwegs sind, dass sie Steuern für die Benutzung der Gehwege bezahlen. Radfahren sollte da nicht anders sein, insbesondere weil mehr Radverkehr jedem in der Gesellschaft zugute kommt.
Diese Bedenken wurden schon vor 50 Jahren geäußert, als die ersten Fußgängerzonen eingerichtet wurden. Die Fußgängerzone Nürnbergs ist die attraktivste Lage für den Einzelhandel in der Stadt.
Durch Verkehrsberuhigung und neue Fahrradwege werden Straßen nicht nur attraktiver zum Wohnen, auch die Geschäfte profitieren. Denn die Menschen verweilen eher, wenn sie mit niedrigerer Geschwindigkeit unterwegs sind und die Straße insgesamt belebter ist. In den Innenstädten sind laut einer Studie gerade solche Geschäfte erfolgreich, die ihren Fahrradkunden einen sicheren Abstellplatz bieten und damit ein fahrradfreundliches Klima schaffen. Außerdem weisen Befragungen nach, dass Unternehmer den Anteil der Kunden, die mit dem Auto kommen, stark überschätzen (geschätzt: 58 Prozent, tatsächlich: 32 Prozent).
Es ist ein weit verbreiteter Mythos, dass mit dem Auto anfahrende Menschen mehr Geld ausgeben würden. Es gilt als belegt, dass Radfahrende oder zu Fuß gehende Kunden zwar pro einzelnem Besuch in einem Geschäft weniger einkaufen, dafür aber wesentlich häufiger in die Läden kommen und so unterm Strich für mehr Umsatz sorgen. Wenn Geschäfte gut ohne Auto zu erreichen sind, führt das zu häufigeren Besuchen, weil es bequemer ist, kleinere Einkäufe zu erledigen. Im Übrigen haben Radfahrende auf Grund ihrer preiswerten Mobilität mehr Geld für Einkäufe übrig.
Fahrradinfrastruktur und verkehrsberuhigte Zonen verhindern also nicht den Zugang zu Läden und Geschäften – sie erhöhen sogar die Attraktivität und Aufenthaltsqualität der Straßen, steigern die Besucher- und Kundenfrequenz und die geschäftliche Gesamtnachfrage. Der Nürnberger Innenstadthandel profitiert von den Forderungen des Radentscheids!
Die Kommunalwahl und der Radentscheid als basisdemokratisches Instrument sind demokratische Prozesse, die nicht im Widerspruch stehen, sondern sich sowohl inhaltlich als auch zeitlich ergänzen. Für die Radfahrer*innen in Nürnberg ist es wichtig, dass mit dem Radentscheid ein gesamtgesellschaftlicher Interessenverbund geschaffen wird, der zeigt, wie viele Bürger*innen sich in Nürnberg eine moderne und gerechte Verkehrspolitik wünschen.
Im aktuellen Wahlkampf greifen viele Politiker aus ganz unterschiedlichen Parteien das Thema Radverkehr auf, wahrscheinlich auch unter dem Eindruck der Klimabewegung. Es ist aber wichtig, dass es nicht bei Wahlkampfversprechen bleibt, sondern dass nach der Wahl eine Umsetzung von konkret spürbaren Verbesserungen in Nürnbergs Radverkehr erfolgt. Leider haben die Erfahrungen der vergangenen Jahre und Jahrzehnte zu oft gezeigt, dass große Ideen und Versprechungen nicht zu den entsprechenden Maßnahmen geführt haben.
Demokratie kostet Geld, welches nur dann gut angelegt ist, wenn es dem Wohl der Bevölkerung zu Gute kommt. Dies ist beim Radentscheid Nürnberg der Fall.
In der Tat ist es auch unser größter Wunsch, dass der Radentscheid gar nicht nötig wäre. Die weiter oben aufgeführten Versäumnisse der Stadt Nürnberg machen ihn jedoch dringend notwendig, damit Nürnberg auch in Zukunft eine lebenswerte Stadt ist und ein aktuell nicht vorhandenes, sicheres Miteinander aller Verkehrsteilnehmer möglich ist. Die Kosten des Bürgerentscheids kann die Stadt am einfachsten vermeiden, wenn der Stadtrat den Beschluss über die Maßnahmen des Radentscheids selbst fasst.
Dies stimmt teilweise. Denn die Stadt hat endlich erkannt, dass sie mehr für den Radverkehr tun muss, um die Verkehrswende voranzutreiben. Durch die geforderten CO2-Grenzwerte und angestrebten Klimaziele wird die Kommune auch zum Handeln gezwungen. Der OB-Kandidat der SPD, Thorsten Brehm, fordert auf Plakaten: „Mehr Radwege“. Auch Markus König von der CSU will 10 Mio. Euro jährlich für die nächsten 10 Jahre in den Ausbau der Radwege stecken. Soweit die Wahlkampfforderungen.
Tatsächlich hat der Stadtrat im November 2019 eine Erhöhung des Radetats auf 10 Mio. Eurp beschlossen. Aber erst für 2023. Im Jahr 2021 stehen dafür 5 Mio. Euro zur Verfügung, im Jahr 2022 dann 7 Mio. Euro.
Nürnberg – eine fahrradfreundliche Stadt?
In den letzten Jahren und Jahrzehnten hat sich die Stadt nicht mit der gebotenen Entschlossenheit für den Radverkehr eingesetzt. Aufgrund des unzureichenden Etats und fehlender Planungskapazitäten wurde zu wenig in Radwege und Radinfrastruktur investiert. Die Versäumnisse kann jeder besichtigen, der regelmäßig oder täglich durch Nürnberg radelt:
- Eklatante Lücken im Radwegenetz
- Zu schmale, mangelhafte, unsichere Radwege
- Radwege, die plötzlich im Nichts enden
- Allerorten zugeparkte Radwege
- Fehlende Abstellmöglichkeiten
- Mangelhafte Führung an Baustellen
Auch das regelmäßig schlechte Abschneiden beim ADFC-Fahrradklimatest zeigt: Nürnberg hat in Sachen Radverkehr großen Nachholbedarf, und noch einen weiten Weg vor sich, um zur wirklich fahrradfreundlichen Stadt zu werden. Insbesondere die Sicherheit beim Radfahren wird immer wieder stark bemängelt (Schulnote 4,6) – ein Grund, warum viele erst gar nicht aufs Rad steigen, sondern lieber das Auto nutzen.
Wir brauchen sichere Radwege – jetzt!
Die Etaterhöhung auf 10 Mio. Euro pro Jahr ab 2023 kommt zu spät. Und sie wird nicht ausreichen, um die vielen Lücken im Radwegenetz zügig zu schließen. Ein großer Sprung nach vorn ist damit nicht möglich. Hinzu kommt: Der Radverkehrsanteil in Nürnberg ist in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen. Bei der letzten Zählung, 2018 in der Altstadt, betrug der Radverkehrsanteil 33 Prozent. Mehr Radler, das bedeutet auch: Es müssen noch mehr Radwege-Kapazitäten geschaffen und die Infrastruktur muss weiter ausgebaut werden, von geschützten Radwegen bis hin zu Radstellplätzen. Das alles für 10 Mio. Euro im Jahr?
Wie viel ist uns klimaneutrale Mobilität wert?
Zum Vergleich: Der geplante kreuzungsfreie Ausbau des Frankenschnellwegs schlägt allein mit rund 660 Mio. Euro zu Buche (städt. Anteil 135 Mio. Euro, Stand Dezember 2019). Die Sanierung der drei Hafenbrücken wird rund 200 Mio. Euro kosten. Für das Auto wird geklotzt, für das Rad nach wie vor gekleckert.
Die Erfahrung zeigt: Nur mit dem nötigen Druck auf die Stadt wird der Radverkehr den entscheidenden Rückenwind erhalten. Deshalb der Radentscheid. Ein erfolgreicher Radentscheid ist der erste Schritt, um unsere Ziele und Vorhaben gesetzlich zu verankern. Diese müssen dann von der Stadtverwaltung umgesetzt werden.