OB Kandidaten*innen zum Radfahren
Christian Rechholz (ÖDP)
Wie stehen Sie zum Radfahren in Nürnberg? Welche Ziele haben Sie beim Thema Radverkehr?
Nürnberg ist (noch) keine fahrradfreundliche Stadt, das möchte ich ändern.
Radfahren macht nicht nur Spaß, sondern ist auch gut für die Gesundheit und das Klima. DasRad ist ein wesentlicher Baustein bei der notwendigen Verkehrswende, die wir als ÖDP massiv vorantreiben wollen.
Nicht nur mir macht mein Fahrrad Freude. Wie sehr Radfahren im Trend liegt, sehe ich auch im persönlichen Umfeld. Immer mehr meiner Kollegen fahren mit dem Rad zur Schule, teils 20 Kilometer und mehr, bei Wind und Wetter. Und auch die meisten Fußballspielerinnen meiner Mannschaft sind auf zwei Rädern unterwegs. Viele haben gar keinen Führerschein oder zumindest kein Auto. Es bewegt sich was.
Es gibt in Nürnberg jedoch noch viel zu tun. Die Bedingungen für Radfahrer könnten und müssen wesentlich besser werden. Mein Ziel: alle sollen in Nürnberg sicher und bequem mit dem Rad unterwegs sein können.
Der öffentliche Raum ist begrenzt und völlig ungerecht verteilt.
Wir brauchen mehr Platz für Radfahrer, Fußgänger und den öffentlichen Nahverkehr. Aber auch mehr Platz für die Natur, zum Spielen und Leben. Im Vergleich haben wir Autos zuviel Platz eingeräumt, vor allem auch dem ruhenden Verkehr. Statt so breiter Straßen und Parkplätze hätte ich lieber breite Rad- und Gehwehe, auf denen dann auch Pflanzen, Bänke oder Straßencafés Platz finden. Für den Parkraum können Quartiersparkhäuser eine Alternative sein.
Welche Maßnahmen werden Sie ergreifen, wenn Sie Oberbürgermeister/in sind?
- Ich möchte den Radverkehr zur Chefsache machen, also direkt als Stelle beim OB ansiedeln. Das sorgt dafür, das Thema wirklich rasch und mit Nachdruck zu verfolgen und auf Augenhöhe mit der Verwaltung zu agieren. Auch wenn jemand anderes OB werden sollte, halte ich dies für nötig. Wir haben als ÖDP schon vor zwei Jahren im Stadtrat gefordert, für den Radverkehr eine Stabsstelle direkt beim Oberbürgermeister zu errichten. CSU und SPD haben das bislang verhindert, Thorsten Brehm (SPD) hat nun diese Forderung immerhin übernommen.
- In Nürnberg sollen pro Jahr mindestens 15 Kilometer neue Radwege entstehen.
- Bei allen Baustellen soll künftig automatisch geprüft werden, ob sich im Rahmen dieser Baumaßnahmen nicht auch gleich Verbesserungen für Radfahrer und Fußgänger umsetzen lassen.
- Ich möchte in Nürnberg einen Radverkehr aus einem Guß, also ein durchgängiges Radwegenetz, mit sicheren und breiten Radwegen, die nicht vor einer Mauer oder im Nichts enden.
- Priorität hat, alle gefährlichen Stellen zu beseitigen, hierfür gehören für mich auch separate Ampelphasen.
- Wo immer möglich, sollen sie die Radwege vom Autoverkehr und Fußgängern getrennt sein.
- Mit einer grünen Welle und Radschnellstraßen, auch hinaus in die Vororte und Nachbarstädte, soll das Radfahren noch schneller und sicherer werden und eine echte Alternative zum Auto.
- Auch Radwege, die über den restlichen Verkehr führen, gehören zu meinem Konzept. Hier sind Städte wie Kopenhagen für mich ein Vorbild.
- Ich möchte ausreichend Fahrradständer, unter anderem an jeder Haltestelle. Am besten sollten diese auch überdacht sein.
- Die kostenlose Mitnahme von Fahrrädern in öffentlichen Verkehrsmitteln und eine Möglichkeit zum Umziehen und Duschen in allen öffentlichen Einrichtungen sind weitere Ziele, die ich umsetzen werde.
Alles nicht bezahlbar? Doch, wir können und müssen es uns leisten. Und die Beispiele anderswo zeigen: das geht auch und die Menschen dort sind begeistert.
Ich bin gegen den unsinnigen Ausbau des Frankenschnellwegs. Dieser wird über Jahre durch die nötigen Umleitungen während der Bauzeit unsere Stadt und die Menschen massiv belasten.
Nach Fertigstellung wird der Autoverkehr auf dem Frankenschnellweg zudem zunehmen. Ich finde, man sollte die Millionen lieber in die Förderung von Nah- und Radverkehr investieren statt in den Dinosaurier Frankenschnellweg.
Der Nationale Radverkehrsplan 2020 sieht für Städte in der Größenordnung Nürnbergs für die Kategorie „Aufsteiger“ jährlich Finanzmittel von 18 Euro pro Einwohner für dieRadverkehrsinfrastruktur vor. Wegen des Investitionsstaus in Nürnberg halten wir diese Größenordnung auch für richtig. Jährlich ergibt das 9,7 Millionen Euro für den Radverkehr ab diesem Jahr in Nürnberg.
Den Radentscheid Nürnberg begrüßen und unterstützen wir als ÖDP. Ich teile seine Forderungen und würde mich als OB für deren Realisierung einsetzen.