Verena Osgyan (Bündnis 90/Die Grünen)

Wie stehen Sie zum Radfahren in Nürnberg? Welche Ziele haben sie beim Thema Radverkehr?

Für mich haben Verbesserungen für Radfahrer*innen einen hohen Stellenwert, denn hier haben wir in Nürnberg den größten Nachholbedarf und es lassen sich im Vergleich zu anderen Großprojekten mit verhältnismäßig geringem Mitteleinsatz große Effekte erzielen. Die Hälfte aller Strecken, die in Nürnberg mit dem Auto gefahren werden, sind kürzer als fünf Kilometer und damit ideal zum Radfahren. Wir Grüne möchten, dass Radfahren sicher ist und wieder Spaß macht, denn nur wenn dies gewährleistet ist, werden wir die Menschen zum Umstieg bewegen können. Dazu wollen wir als Grüne den Radwegeetat auf 10 Millionen Euro jährlich erhöhen und mindestens zwei Planstellen in der Verwaltung schaffen, damit die Mittel auch verplant werden können. Bei den Haushaltsverhandlungen im Herbst haben wir auf eine sofortige Aufstockung gedrängt, doch die SPD und CSU haben es mal wieder auf die lange Bank geschoben.

Welche Maßnahmen werden Sie ergreifen, wenn Sie Oberbürgermeisterin sind?

Die mit Abstand wichtigste Maßnahme ist für mich der Lückenschluss im Radwegenetz und dieses mit Hinblick auf Sicherheit und Übersichtlichkeit auszubauen: Denn Radwege, die im Nichts enden, Autos; die bei nicht abgetrennten Fahrspuren haarscharf an einem vorbeirauschen, oder völlig unübersichtliche Verkehrsführungen kennt jeder und jede, die in Nürnberg schon einmal mit dem Rad unterwegs waren. Die Folge: Nur Hardcore-Radler setzen sich dem bei längeren Strecken ohne weiteres aus. Gerade aber auch für Familien mit Anhängern oder Kindern auf dem Fahrrad muss das Radfahren attraktiv werden. Dazu muss aber Radfahren in Nürnberg sicherer werden.

Um das zu erreichen brauchen wir ein flächendeckend gut ausgebautes, durchgehend markiertes und beschildertes Radwegenetz, das durchgängig abgetrennte Spuren, Trassen und Fahrradstraßen besitzt. Auch eigene Ampelphasen zur Vermeidung von Kreuzungskonflikten mit dem Autoverkehr, vorfahrtsberechtigte Fahrradstraßen und breitere Radwege mit geeigneten Flächen außerhalb der Öffnungsbereichen von Autotüren sind hierfür beispielhafte Elemente.

Eine weitere Maßnahme ist der Ausbau der weiteren Infrastruktur durch die Realisierung von Radschnellwegen zwischen den Städten und dem Umland. Wir brauchen alltagstaugliche und zügig befahrbare Routen, die auch ausreichend Kapazitäten für den zunehmenden und sich verändernden Rad-Verkehr und Platz für „normale“ Räder wie auch Pedelecs‚ E-Bikes und E-Scooter oder auch Lastenräder bieten. Zwar wird in Nürnberg seit Jahren die Schaffung solcher Rad-Schnellwege angekündigt, konkret passiert ist aber faktisch wenig außer dem einen Radschnellweg entlang der Rothenburger Straße, der ja nun offenbar wenigsten in der Planung ist. Hier müssen wir deutlich mehr Zug in die Sache bringen.

Und ein weiteres in diesem Zusammenhang ist die Einrichtung eines mit insgesamt 150 Millionen Euro ausgestatteten kommunalen Klimaschutzfonds, aus dem als ein Baustein für umweltfreundliche Mobilität auch die Anschaffung von Lastenrädern und e-Bikes bezuschusst werden kann. Der Erfolg des ersten Fördertopfes für Lastenräder, der binnen Stunden ausverkauft war, zeigt ja dass der Bedarf riesengroß ist und die Bereitschaft umzusteigen besteht, wenn gute Angebote gemacht werden.

Wir bekennen uns zur vom Stadtrat beschlossenen Strategie „Nürnberg steigt auf“ und wollen Nürnberg zur Fahrradstadt machen. Wir müssen aber auch konstatieren, dass hier die erste Zieletappe verfehlt wurde: die angestrebten 20% im Jahr 2020 werden wohl nicht erreicht werden, daher wollen wir in der neuen Stadtratsperiode unsere Anstrengungen deutlich verstärken um den Anteil des Radverkehrs bis auf 30 % bis 2025 steigern. Zahlreiche Städte im In- und Ausland zeigen, wie z.B. in Münster oder Erlangen, dass dies möglich ist. Dazu unterstützen wir Radentscheide, wie sie z.B. derzeit in Regensburg und München stattfinden und freuen uns, dass sich nun auch in Nürnberg eine Initiative gebildet hat und das voller Energie vorantreibt. Das unterstützen wir sehr!